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Ein paar eigene Gedanken und Erfahrungen
mit und über Hartz IV.
Wie lebt man mit Hartz IV. Eigentlich gar nicht. Selbst wenn man von dem Fall ausgeht, das man keinerlei Schulden hat, ist es so gut wie unmöglich, normal zu leben. Von den Schikanen der ARGE ganz zu schweigen.
Als erstes muss man aus seiner Wohnung ausziehen, wenn die Miete mit Nebenkosten 380 € überschreitet. Dabei spielt es keine Rolle, ob man alt oder auch krank ist. Oder ob man aus seinem sozialem Umfeld rausgerissen wird.
Erwähnenswert ist, das der Umzug vom Amt übernommen wird (organisieren muss man ihn natürlich selber). Und man bekommt sogar die Mietsicherheit für die neue Wohnung. Allerdings nur als Darlehn, das mit 30 € pro Monat von den 351 € gleich abgezogen wird. Für etwaige Kosten für Renovierung der alten Wohnung ist leider kein Geld vorgesehen. Und für eventuelle Ausgaben in der neuen Wohnung (Gardinen etc.) natürlich auch nicht. Also, gut für den, der das nicht braucht. Weil sonst nur 321 € für´s "Leben" bleiben.
Wie sieht das nun in Zahlen aus.
Man bekommt, wie jeder andere, jeden Monat 351 €. Die Kosten für Miete und für Heizung ( ca. 1 € pro Quadratmeter) bezahlt das Amt. Wobei man mit dem Anteil an Gas heutzutage natürlich nicht mehr auskommt. Da kann man sich schon vorher Gedanken machen,
wie man die Nachzahlung, die man bekommt, bezahlt.
Strom ist bei Hartz IV glaube ich, gar nicht vorgesehen. Denn den Betrag muss man von den 351 € bezahlen. Einen Kühlschrank braucht man ja nicht, weil man ja sowieso nichts zum reinstellen hat. Und wenn es Dunkel wird, dann kann man ja eine Kerze (aber es sollten die billigen sein) anmachen oder gleich ins Bett gehen.
Rechnen wir doch mal ein bisschen.
351 € bekommt man. Nun geht jeden Monat davon ab:
50 € Strom + Gas Abschlag (womit man nicht auskommen wird)
8 € Kabel (ist in vielen Wohnungen, wird aber nicht vom Amt übernommen)
30 € Telefon (wenn man ganz, ganz wenig telefoniert)
6 € Kontoführung (weil man es ja braucht, um sein Hartz IV-Geld zu bekommen)
7 € AOK Krankenkasse (Oder man geht nicht zum Arzt und wird nicht krank)
Ist das jetzt alles? Oder hab ich was vergessen? Egal, ist eh schon wenig genug, was übrig bleibt.
Das sind 250 € (ca. 8,30 € pro Tag). Vielleicht ein bisschen mehr oder auch weniger. Das ist die Summe die übrig bleibt. Diese Summe muss reichen für Essen, Trinken, Kleidung, Hygiene, Frisör, Reparaturen, Möbel, Hausrat, Kultur (mindestens eine Zeitung), Briefporto für den nicht enden wollenden Schriftverkehr mit dem Amt und die Fahrtkosten für etwaige Besuche zum Amt sind natürlich auch enthalten.
Man vermisst Beträge für Versicherungen. Die sind bei Hartz IV scheinbar auch nicht vorgesehen. Also, keine Haftpflicht-, keine Lebens- und keine Hausratversicherung, keine Sparverträge für´s Alter. Sprich, keine Altersvorsorge!
Gut für die, die keine Haustiere haben (kosten eh nur Geld). Schlecht für die, die auch noch Raucher sind (aber das ist ja sowieso ungesund). Ganz schlecht für die, die ein Auto haben (das kannste vergessen).
Wie gesagt, das alles, wenn man keine Schulden mitbringt. Aber mal ganz ehrlich gefragt, wer rutscht denn ohne Schulden in Hartz IV?
Ach ja, an den bevormundenden Ton der Sachbearbeiter und die ernüchternde Erkenntnis, das man noch nicht mal ohne zu Fragen und der Genehmigung des Amtes umziehen darf, daran gewöhnt man sich. Oder vielleicht doch nicht?
Ich für meinen Teil habe mir einen Rechtsanwalt genommen, um meine Rechte zu bekommen. Das ist das einzig gute an Hartz IV. Denn der kostet mich gar nichts. Sorry, bei denen, die Steuern bezahlen, denn die müssen den RA bezahlen. Aber ohne RA geht in diesem Staat scheinbar nichts mehr.
Ein Beispiel. Ich habe ein neues Bett beantragt, da meins nach 16 Jahren vollkommen durchgelegen und kaputt war. Es wurde mit der Erklärung, „sparen sie sich das Geld vom Regelsatz zusammen“, abgelehnt. Nachdem mein Rechtsanwalt einen Einspruch geschrieben hat, wurde diese Entscheidung revidiert und mir wurden sagenhafte 87 € für ein neues Bett zugesprochen. Der Witz dabei iwar, es wurde mir als Darlehn bewilligt, welches ich gleich
mit 29 € monatlich zurückzahlen musste.
Ich liebe unser soziales Deutschland. Ich liebe unsere Politiker.
Wer hat sich das bloß ausgedacht.
Moment mal, Hartz IV? Hartz? Hieß nicht der Typ so, der von einem Gericht zu zwei Jahren Haft auf Bewährung sowie zu einer Geldstrafe von 360 Tagessätzen à 1600 €, also 576.000 € verurteilt wurde? Untreue in Tateinheit mit Begünstigung eines Betriebsrates hieß, glaube ich, das Urteil. Richtig. Ehemaliger Personalvorstand Peter Hartz.
Nun weiß ich wenigstens, wem ich mein jetziges Leben verdanke. Einem Mann, der seine Geldstrafe mit einem Lächeln bezahlt und ein sorgenloses Leben führt.
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